Zur guten Tradition in unserem Landesverband ist es seit einigen Jahren geworden, unsere letzte Informationsveranstaltung in weihnachtlichem Ambiente im alten Heizhaus des Unfallkrankenhauses Berlin-Marzahn durchzuführen.
Für diese Möglichkeit und seine langjährige aktive Unterstützung bei der Veranstaltung möchten wir dem Klinikdirektor für innere Medizin-Kardiologie Dr. med. Leonhard Bruch ganz besonders Dank sagen.
Zur diesjährigen Veranstaltung, zu der wir auch Patienten aus der Spezialambulanz des UKB einluden, kamen
55 interessierte Zuhörer.
Programm
11.00 Uhr Begrüßung und Aktuelles
Dr. Harald Katzberg Landesleiter Land Berlin-Brandenburg-Mecklenburg Vorpommern im phev
Dr. Leonhard Bruch Klinikdirektor der Klinik für Innere Medizin-Kardiologie
11.15 – 12.00 Uhr Vortrag:
Oberarzt Dr. med. Konstantin Krieger
„Herzrhythmusstörung bei Lungenhochdruck“anschließend Diskussion mit
Dr. Leonhard Bruch und Dr. Konstantin Krieger
12:00 – 12:45 Uhr Weihnachtliches Mittagessen
13:00 – 14:00Uhr Vortrag und Diskussion
Herr Christian Kuchenreuther Geschäftsführer air-be-c Medizintechnik GmbH
„Langzeit-Sauerstofftherapie für pH Patienten“ Von der Diagnose bis zur Verordnung
Vorstellung aller gängigen Systeme mit Vor- und Nachteile
14:00 – 14:15 Dr. Harald Katzberg
„Rückblick 2018 und Ausblick 2019“ anschließend weihnachtliche Überraschung
ca. 15:00 Uhr Ende der Veranstaltung
Unsere Mitglieder und weitere interessierte Zuhörer nahmen an den festlich gedeckten Tischen–diesmal mit Obstnaschereien statt süßem Weihnachtsgebäck- Platz.
So konnte unsere Veranstaltung pünktlich beginnen, wenn wir auch kritisch bemerken müssen, dass Einige bis zu 15 min zu spät kamen.
Dr. Harald Katzberg und Dr. Leonhard Bruch eröffneten unsere letzte Patienten-Informationsveranstaltung in diesem Jahr.
Dr. Bruch ging nach der Begrüßung auf einige Aspekte des Arzt – Patient Gesprächs ein.
Er befürwortet die Methode einer Telefonsprechstunde und auch der Videosprechstunde.
Seine nachvollziehbare Argumentation: wenn er den Patient und seinen Krankheitsverlauf
kennt, der Patient ihm nun sagt, „ich habe dicke Beine“ oder „ich habe in den letzten
Tagen einige Kilo zugenommen“, sagt er, dann ist Wasser eingelagert. Ob er den Patienten noch zusätzlich sieht, führt zu keinem deutlichen Informationszuwachs für ihn.
Dr. Bruch ist überzeugt, dass 90% der Sprechstunden über Telefon erledigt werden können.
Was heute schon bei Linksherzinsuffizienz gemacht wird, ist eine internetbasierte Messung von zu Hause aus.
Hat der Patient Rhythmusstörungen gehabt, kann dies ausgelesen werden.
Das funktioniert ebenfalls mit implantierten Defibrillatoren und Herzschrittmachern. Z.B. die Kontrolle der Batteriekapazität. Fragestellung: Funktionieren die Geräte noch?
Auch der Lungendruck ist invasiv fernmessbar. Vorher wird natürlich eine Sensor mit dem Rechtsherzkatheder implantiert. Man liegt dann zu Hause auf einem „Kopfkissen“ welches die Werte per Internet überträgt.
Allerdings werden Geräte zur internetbasierten Lungendruckmessung derzeit nicht von der Krankenkasse getragen. Kosten ca. 10.000 €.
Hier läuft demnächst noch eine Studienphase.
Aus Studien ist bekannt, dass bei Patienten mit pulmonaler arterieller Hypertonie der Lungendruck nicht das prognostisch Bedeutsame ist, im Gegensatz zu Patienten mit Linksherzinsuffizienz, wo der Lungendruck und dessen Änderung prognostisch wichtig sind. Das klingt paradox, ist aber belegt.
In Deutschland wird es für die Linksherzinsuffizienz mit diesem Messsystem eine Studie geben, vom GWA –Gemeinsamer Bundesausschuss- iniziiert, mit dem Ziel: Krankenhausaufenthalte zu vermeiden.
Um festzustellen, ob das sozioökonomisch einen Nutzen bringt.
Die Linksherzinsuffizienz ist die häufigste Krankenhausdiagnose in der Inneren Medizin.
Ein Krankenhausaufenthalt kostet ca. 3.500 €. Wenn man 3 vermeiden kann, hat sich das Gerät schon volkswirtschaftlich gerechnet.
Ziel ist, dass diese häusliche Betreuung, Messung vom Patienten unbemerkt geschieht, ohne dass er sich mühsam durch irgendwelche Menüs tasten muss.
Wer im Alter keine Zeitung, wegen zu kleiner Buchstaben und ausgereizter Brillenstärken, mehr lesen kann,der nimmt ein iPad – Buchstabengröße ist einstellbar-.
Aber der ältere Mensch muss es auch bedienen können. Hier müssen die Techniker ran. Derzeitig ist die Sucherei im Menü noch zu aufwendig.
Da bei unserem letzten Patiententreffen in den HELIOS Kliniken Schwerin die Problematik der Herzrhythmusstörungen nicht behandelt werden konnte, haben wir diese für Viele so wichtige Krankheitssymptomatik nochmals auf die Tagesordnung gesetzt und wollen uns diese nun kompetent erklären lassen.
Wir werden die Ausführungen hier nur in groben Zügen umreißen.
Die Mitglieder unseres Landesverbandes erhalten eine ausführliche Darstellung der Inhalte der Vorträge wie immer mit dem Informationsheft zugeschickt.
Nach der Begrüßung nahm Dr. Krieger das Wort zu seinem Vortrag „Herzrhythmusstörung bei pulmonaler Hypertonie“
In seinen Ausführungen wird er inhaltlich folgende Probleme erläutern:
- Anatomie und Funktion des Herzens
- Herzrhythmusstörungen
- Behandlung von Herzrhythmusstörungen
- Herzrhythmusstörungen und Lungenhochdruck
Anhand graphischer und bildlicher Darstellungen ging er auf die Funktion des Herzens insbesondere auf die 4 Pulmonalvenen und die Herzklappen (Trikuspidalklappe, Pulmonalklappe, Aortenklappe, Mitralklappe), den rechten und linken Vorhof und die rechte und linke Kammer ein. Er erläuterte den Blutfluss im Herzen und die Funktion des Sinusknotens und des AV-Knotens anhand einer animierten Darstellung des Herzschlages.
Historisch gesehen war William Einthofen (1860 – 1927) derjenige, der mit seinem „String Galvanometer“ das erste EKG- Gerät baute. Ein mächtiger Apparat, so groß wie ein Küchentisch für 8 Personen.
Anschließend ging Dr. Krieger auf die Herzrhythmusstörungen ein, die in 2 große Gruppen unterteilt werden:
Langsame Herzrhythmusstörungen (Bradykardien)
- Sinusknotenerkrankungen
- AV-Knoten Erkrankungen
- Leitungsschenkel Blockierungen
Schnelle Herzrhythmusstörungen (Tachykardien)
- Vorhofrhythmusstörungen (SVT)
- Kammerrhythmusstörung (VT)
Am häufigsten treten bei Vorhofrhythmusstörungen Tachykardien auf. Bei Linksherzerkrankungen ist dies umgekehrt.
Kammerrhythmusstörungen treten dagegen seltener auf.
Im Folgenden ging er auf die Behandlung der beiden Gruppen von Herzrhythmusstörungen ein.
Langsame Herzrhythmusstörungen (Bradykardien)
Symptome:
- Schwindel
- Ohnmachtsanfälle
Diagnose : (bei Pausen >3 bzw. 6 Sekunden)
- EKG / Langzeit-EKG
- Loop Recorder (Ereignisrecorder)
Therapie :
- Herzschrittmacherimplantation
Schnelle Herzrhythmusstörungen (Tachykardien)
Symptome:
- Schwindel
- Ohnmachtsanfälle
- „plötzlicher Herztod“
Diagnose :
- EKG / Langzeit-EKG
- Loop Recorder
Therapie : Medikamente:
- ß-Blocker (z.B. Metoprolol, Bisoprolol)
- Calcium-Antagonisten (Verapamil, Bisoprolol)
- Spezielle Antiarrhythmika (z.B. Flecainid, Amiodaron)
Medikamentengabe bei PH ist problematisch- sie können die Herzkraft schwächen und die Wechselwirkungen sind zu beachten, da die Patienten oft bereits eine Vielzahl von Medikamenten einnehmen.
Eine individuelle Risiko / Nutzen – Abwägung ist nötig.
Schnelle Kammer-Rhythmusstörung (Kammerflimmern, VT)
John Alexander Mac William (1857 – 1937) beschrieb erstmalig den Mechanismus des „Herz Dilirium“, den plötzlichen Herztod. Ursache ist das plötzliche Kammerflimmern, welches Dr. Krieger anhand einer Animation bildlich darstellte.
Wichtig ist die Unterscheidung zum Vorhofflimmern (SVT-siehe oben), bei der nur der Vorhof flimmert, aber die Kammer normal schlägt. Die Pumpleistung bleibt also erhalten.
Therapie ( bei Kammer-Rhythmusstörung – VT): * Implantierung eines Defibrillator
Im Weiteren erläuterte Dr. Krieger die verschiedenen Formen der Vorhof-Rhythmusstörung (Atriale Ektopie „Nebenzentren“; Vorhofflattern „kreisende
Vorhoferregung“; Vorhofflimmern „absolute Arrhythmie“ ).
Bei den Vorhof Rhythmusstörungen (SVT siehe oben) ist neben der medikamentösen Therapie die elekrtophysiologische Ablation das Mittel der Wahl.
Dies ist ein invasiver Eingriff, vorrangig über die Beinvene, der
– für viele Rhythmusstörungen aussichtsreich ist
– ein relativ geringes Risiko bedeutet
– keine langfristigen Nebenwirkungen hat.
Neben der oben genannten medikamentösen Therapie und der
Ablation / Pulmonalvenenisolation wird auch die elektrische Kardioversion zur Rhythmuskontrolle angewandt. Einfach gesagt wird dabei das Herz durch einen definierten Stromstoß „genullt“, d.h. der reguläre Rhythmus wird wieder hergestellt. Dies geschieht unter Kurzzeitnarkose.
Durchgeführt werden sollte die Ablation für PH-Patienten in spezialisierten Einrichtungen. (PH Zentren)
Bei der Ablation können in Abhängigkeit von der Rhythmusstörung 2 Methoden angewandt werden:
– die Cryoballonablation (ringförmige Verödung mit Kälte des Pulmonalvenen Zugangs)
– Radiofrequenzablation (punktuelle Verödung mittels Hochfrequenz-Stromstoß)
Anmerkung (der Redaktion):
In unserem 38. Patienteninformationsheft sind bereits Ausführungen zur elektrophysiologischen Ablation gemacht worden. Wir weisen nochmals auf das Video der Helios Kliniken Schwerin hin,
Wie läuft eine elektrophysikalische Untersuchung ab,
Zu finden unter nachfolgendem Link:
Dr. Krieger berichtete sehr ausführlich mit Hilfe graphischer Darstellungen über den Vorgang der Ablation, vorausgehende notwendige Untersuchungen (Schluckecho, Durchführung eines Mappings (3-D Bild der Vorhöfe) u.a.)
Die Erfolgsaussichten bei der Ablation:
– bei der Erstprozedur (egal ob Cryo- oder Radioablation) bei anfallsartigem
Vorhofflimmern: 70 %
– nach 2. und 3. Eingriff liegt die Erfolgsrate höher
– bei anhaltendem Vorhofflimmern liegt sie bei 50 %
Das Endergebnis der Behandlung lässt sich erst nach 3 Monaten sicher abschätzen. (Blankingzeit)
Komplikationen bei der Ablationsbehandlung:
- an der Punktionsstelle 2%
- Schlaganfall unter 1%
- Perikardtamponade 1%
- Verschluss der Lungenvene unter 1%
- Schädigung des N. phrenikus in 1-2% bei Cryoablation
- Bei rund 95% der Eingriffe keine Komplikationen
Welcher Zeitpunkt für die Ablation ist geeignet?
* mit zunehmender Dauer der Erkrankung sinken die Erfolgsaussichten für
die Ablation
* 70-80% gehen zurück auf 50%
* die Vorkammer wird grösser, das Gewebe verdickt sich
Schlussfolgerung: Frühzeitig abladieren (bei PH) Ist in Studien nachgewiesen.
Dr. Krieger stellte noch eine neuere Studie von 2018 aus den USA vor,
wo 317 Patienten mit reiner pulmonal arterieller Hypertonie über 8 Jahre beobachtet wurden. Bei 13,2 % entwickelten sich Arrhythmien, die zu Studienbeginn nicht vorhanden waren.
Der Vorhof wird häufig ein „Opfer“ des Lungenhochdrucks.
Bei diesen Patienten wurde auch eine deutliche Verschlechterung der PH, als auch der Arrhythmie verzeichnet.
317 Patienten (IPAH , sSC) à 13,2% Arrhythmien
- 19 Vorhofflimmern
- 10 Vorhofflimmern und Vorhofflattern
- 9 Vorhofflattern
- 4 Atriale Ektope Tachykardie
Ebenfalls ist aus Studien bekannt, dass bei Patienten mit PH mit höherer Wahrscheinlichkeit eine Rhythmusstörung des Herzens auftritt, als bei
Nicht-PH Patienten.
Schlussfolgerungen des Vortrags sind:
- Herzrhythmusstörungen sind häufig bei Pulmonaler Hypertonie
- Häufiger treten schnelle Vorhofrhythmusstörungen auf
- Prognostische Bedeutung für PH Patienten
- Eine Rhythmuskontrolle (Sinus-Rhythmus) sollte angestrebt werden!
- Vorhofablation sollte frühzeitig erwägt werden
- Dauerhafte Erfolge sind noch unklar (Spezialiserte Zentren!)
Nach ausgiebiger Diskussion zu dem Thema mit Dr. Bruch und Dr. Krieger nahmen wir unser weihnachtliches Mittagessen ein, welches liebevoll im Vorraum bereitstand.
Auch Mittags wurde noch ausgiebig diskutiert, aber um 13:00 Uhr waren wieder alle versammelt und Herr Christian Kuchenreuther Geschäftsführer der „air-be-c Medizintechnik GmbH –extra aus Gera angereist- konnte mit seinem Vortrag beginnen.
Langzeit-Sauerstofftherapie für ph-Patienten
– Aktuelle Systeme für Alltag und Reise –
Ausgehend von der Tatsache, dass der normale ph-Patient sich um die Bewältigung des Alltages und die Stabilität seines Krankheitszustandes kümmert, passiert es, dass ihm bei plötzlicher Verschlechterung der PH eine Sauerstofftherapie verordnet wird.
Der Arzt hat es verordnet, der Versorger ein „Gerät“ ins Haus gebracht, das ist jetzt mein System.
Der Patient war uninformiert.
Mit diesem Vortrag möchte Herr Kuchenreuther uns „schlau“ machen, so dass wir auch Einfluss auf die Verordnung und die optimalen Geräte für uns nehmen können.
Jeder hat andere Anforderungen an die Mobilität, einige Fliegen in Urlaub, andere Fahren mit der Bahn, der nächste „wuselt“ täglich im Garten, andere kommen kaum aus dem Haus- krankheitsbedingt oder aus Bequemlichkeit-.
In seinen Ausführungen erläuterte er inhaltlich folgende Probleme:
- Grundlagen der Sauerstoffaufname
- derzeitige Versorgungssysteme für den Patienten
- notwendige Verordnung und Genehmigung
Herr Kuchenreuther erläuterte anhand graphischer Darstellungen nochmals den uns bekannten Vorgang der Sauerstoffaufnahme.
Die Lunge funktioniert wie ein Blasebalg, bei der Einatmung wird er gefüllt, dehnt sich aus, bei der Ausatmung verlässt die Luft wieder die Lunge durch Zusammendrücken dieser.
Den Prozess der Atmung „Ein-Aus“ nennen wir Ventilation. Dies ist der eine Prozess.
Der andere Prozess ist die Diffusion, d.h. wieviel Sauerstoff kann der Körper durch die Lunge in das Blut aufnehmen. Dies ist messbar.
Bei der Einatmung strömt frische Luft durch Nase, Mund und Rachenraum über den Kehlkopf in die Luftröhre, die sich kurz vor der Lunge in einen rechten und einen linken Zweig verteilt.
Dabei wird die Luft angefeuchtet und angewärmt.
An der Lungenwurzel laufen diese in den rechten und den linken Lungenflügel. Bis hierher ist die Atemluft von Staub und Partikeln gereinigt. Die immer kleiner werdenden unendlichen Verzweigungen in den Bronchiolen führen zu den Lungenbläschen.
Die Sauerstoffaufnahme in das Blut geschieht an diesen Lungenbläschen (Alveolen).
Bei jedem Atemzug den wir tun, findet dieser Gasaustausch statt. Frischer Sauerstoff wird aufgenommen und Kohlendioxid (entsteht als Abfallprodukt beim Stoffwechsel in den Zellen) wird abgegeben. Dies geschieht ca. 20 000 mal am Tag.
Die Lungenbläschen sind von kleinsten Kapillaren umgeben. In den Lungenbläschen findet die Aufnahme des Sauerstoff aus der Luft in das Blut statt. Das sauerstoffreiche Blut fließt wieder in den Körper.
Der Gasaustausch beim Übertritt in die Zellen wird innere Atmung genannt.
Die Sauerstoffaufnahme kann durch vielfältige Einflüsse gestört sein.
- Ventilationsstörung – Behinderung der Luftströmung durch
- Asthma
- chronische Bronchitis
- Lungenemphysem
- COPD
- Lungenentzündung
- Lungentumore
- Diffusionsstörung – Verdickung der Wände der Lungenbläschen wegen
- Lungenfibrose
- Lungenödem
- Perfusionsstörung – Störung der Durchblutung durch
- Lungenembolie
- pulmonale Hypertonie
- Herzerkrankung, Herz-Kreislauferkrankung
- Cor Pulmonale
Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) hat 2007 die Leitlinien zur Sauerstoff-Langzeittherapie (LOT) festgelegt.
Bei stabiler Krankheitsphase müssen 3x die Grenzwerte (siehe unten) unterschritten werden, um eine Langzeit-Sauerstoffherapie zu erhalten. D.h. Zugabe von Sauerstoff zur Atemluft langfristig und täglich mehrere Stunden ( a-mind. 16h/d und b-nur bei körperlicher Belastung) bei mindestens halbjährlicher Kontrolle und Therapiebereitschaft des Patienten.
Ziel:
Verbesserung von Leistungsfähigkeit und Lebensqualität und Erhöhung der Lebenserwartung
Grenzwerte bei:
GASAUSSTAUSCHSTÖRUNG (Hypoxämie)
*Sauerstoffsättigung im Blut zu niedrig : sO2 < 90%
*Sauerstoffdruck im Blut zu niedrig : pO2 < 55 mmHg
*Kohlendioxiddruck im Blut normal : pCO2< 44 mmHg
= Sauerstoff-Langzeittherapie ist notwendig
VENTILATORISCHE INSUFFIZIENZ (Hyperkapnie)
*Sauerstoffdruck im Blut zu niedrig : pO2 < 70 mmHg
*Kohlendioxiddruck im Blut zu hoch : pCO2 > 44 mmHg
= Beatmung (NIV) / Sauerstoff Langzeittherapie (bei leichten Formen)
Wichtig für den Patienten ist auch, dass die Sauerstoffwerte nicht nur in Ruhe gemessen werden, sondern bei Belastung, die im täglichen Leben vorkommt. Der Patient, der 20-30 min ruhig im Wartezimmer des Arztes sitzt und bei dem dann die Sauerstoffsättigung und der Sauerstoffpartialdruck (pO2) gemessen wird (Blutentnahme aus dem Ohrläppchen) lügt sich selbst in die Tasche, wenn er sonst beim Treppensteigen Luftprobleme hat.
Also sollte man vorher im Gang hin und herlaufen, oder im Treppenhaus ein paar Stufen hoch und runter laufen.
Die Sauerstoffsättigung kann auch Jeder selbst mit einem Pulsoxymeter messen welches auch gleichzeitig den aktuellen Puls anzeigt.
So erfaßt man auch Werte bei Belastung, die man dem Arzt vorlegen kann.
Anmerkung: Viele unserer Mitglieder haben ein solches und wenn man fragt, könnte man sich ein solches Pulsoxymeter sicherlich für einige Tage ausborgen.
Es kann also sein, dass man unter Belastung viel früher sauerstoffpflichtig wird, als in Ruhe.
Sicherlich sagen Einige, „Bleibt mir fern mit dem Mist, ich brauche keinen Sauerstoff“, geraten aber bei Belastung in Sauerstoffschuld.
Das Herz wird dann überstrapaziert.
Liegt der pO2 Wert unter 55 mmHg testet der Arzt die notwendige Sauerstoffzufuhr (z.B. 2l/min). Der pO2 Wert muß bei Sauerstoffgabe mindestens um den Wert 10 ansteigen. Also hier 65 mmHg. Der Sauerstofffluß wird solange erhöht bis der Messwert um den Wert 10 erhöht ist.
Wie wird der Sauerstoff jetzt zu Verfügung gestellt?
Versorgungssysteme:
Grundsätzlich stehen 2 Systeme zu Verfügung.
- Sauerstofferzeugung aus der Umgebungsluft (Mobil- und Heimkonzentratoren)
- Sauerstoffbevorratung aus industrieller Fertigung in gasförmiger (Gasdruckflaschen) oder flüssiger Form
Es gibt noch eine Heimfüllanlage mit einem Sauerstoffkonzentrator der es ermöglicht, eine Gasdruckflasche zu befüllen mit der man mobil ist.
Die Akzeptanz und die Therapietreue des Patienten ist umso größer, wenn der Patient das passende Sauerstoffsystem auswählen kann.
Dies kann nur in direktem Kontakt mit dem Versorger geschehen
Bei Fortschreiten der Erkrankung ist ein Wechsel des Versorgungssystems möglich und wahrscheinlich.
Herr Kuchenreuther stellte klar, dass es eine falsche Vorstellung ist, dass industrieller Sauerstoff (100%ig) eine bessere Wirkung hat, als Konzentratorsauerstoff (93%ig).
Der Sauerstoffanteil der Inspirationsluft in der Lunge ist bei beiden Bereitstellungsverfahren fast identisch.
Die Sauerstoffquelle hat keine klinische Auswirkung.
Herr Kuchenreuther ging anschließend auf die verschiedenen Versorgungssysteme ein.
Konzentratoren (Eigenschaften / Vorteile / Beispiele):
» mobile Versorgungsmöglichkeit bis 4 l/min
» zusätzlicher Heimkonzentrator als Basisversorgung
» Akkulaufzeit (2-8 h)+ Handlichkeit (1-9 kg) + Geräusch
» sensibles Auslösen (elektronischer „Trigger“)
» Flugzulassung: europeanlung.org (links oben im schwarzen Balken auf der Web Seite kann die Sprache eingestellt werden)
» zuverlässig + 3 Jahre Garantie
Im Anschluss stellte er die verschiedenen Konzentratoren mit ihren Eigenschaften vor.
Zur Ansicht hatte er eine Vielzahl mitgebracht, die nach dem Vortrag interessiert begutachtet werden konnten.
Die meisten Konzentratoren sind atemzuggesteuert und liefern nur beim Einatmen den notwendigen Sauerstoff. (Demandsystem)
Natürlich gilt diese Atemzugsteuerung insbesondere auch für die
2. Gruppe der Sauerstoffsysteme – Gasflasche oder Flüssigsauerstoff.
Was ist unter diesem
atemzuggesteuerten Spar- bzw. Demandsystem zu verstehen:
- die Sauerstoffabgabe erfolgt nur beim Einatmen (keine
kontinuierliche Sauerstoffabgabe) - elektronische oder pneumatische Steuerung
Vorteile:
- kein permanentes Ausströmen von Sauerstoff (O 2 ) d.h. Schonung
der Schleimhäute - längere Nutzung des Sauerstoffvorrates
Nachteile:
- keine einheitliche Norm für Impulsgröße, Abgabedruck, Auslöseverzögerung
Der Patient sollte verschiedene Demandsysteme individuell auf Eignung zum Auslösen beim Versorger testen.
Nach diesen technischen Details erläuterte Herr Kuchenreuther das Formularblatt der Sauerstoffverordnung und die notwendigen Eintragungen.
Wichtig für uns: Der Patient hat die freie Wahl des Hilfsmittelversorgers und kann auch eine Umversorgung über die Krankenkasse beantragen.
Einige Anbieter bieten eine Probestellung und Miete an, wobei bei Übernahme die Mietgebühr angerechnet wird.
Ein Beratungstelefon, 24h- Bereitschaft, Kundendienst vor Ort (nicht nur über den Lieferfahrer), Urlaubsversorgung sind wichtige Indizien für die Qualität des Versorgers.
Dr. Katzberg dankte Herrn Kuchenreuther für seinen informativen Vortrag und seine kurzfristige Zusage im Namen aller Patienten.
Nach dem Vortrag gab es eine kleine Weihnachtsüberraschung, welche unser Mitglied Christiane Schlenker ( ehemals Reuter) zur Freude aller organisiert hat. Bei der temperamentvollen Tanzeinlage haben die Mädels ganz schön geschwitzt.
Dr. Katzberg wünschte zum Schluss allen einen guten Heimweg, angenehme und ruhige Weihnachtsfeiertage im Kreis ihrer Lieben und einen guten Rutsch in das Neue Jahr, verbunden mit dem Wunsch, dass wir uns im Frühjahr des nächsten Jahres alle gesund wiedersehen
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